auf dem Weg zur Quelle

Fehler als Teil des Weges

Wenn ein kleines Kind laufen lernt, wird es, bevor ihm eine gewisse Stabilität gegeben wird, oft hinfallen. Das Hinfallen ist notwendig, denn es lernt mit jedem Fehlversuch ein wenig mehr, seine Koordination zum Gehen hin zu verfeinern.

So ist es beim Lernen grundsätzlich. Wir müssen Fehler machen dürfen, damit wir den richtigen Weg zum Schreiben, Rechnen, Sprachen lernen etc. finden können. Lernen ohne Fehlversuche kann kaum funktionieren. Allerdings müssen wir auch die Selbst- und Fremdkorrektur der Fehler zulassen, also bereit sein, uns weiter zu entwickeln.

Auf dem spirituellen Weg ist es nicht anders. Wir müssen nicht perfekt sein, wir können es nicht und wir sollen es nicht. Auch auf diesem Weg lernen wir oft durch Versuch und Irrtum. Noch mehr, der „fehlerhafte“ Teil unserer Persönlichkeit ist das Eintrittstor der göttlichen Gnade – bei jedem. Die biblischen Berufungsgeschichten beziehen sich fast immer auf Versager, Loser, Verbrecher und Betrüger. Auch den Juden Jesus von Nazareth, auf den sich die christliche Religion beruft, zieht es zu den Sündern, den Ausgestoßenen und den als unrein Geltenden außerhalb des Tempels. An ihnen zeigt er die göttliche Verwandlungskraft, nicht an den „Rechtgläubigen“ und selbst ernannten Saubermännern.

Auch unsere Fehler, Schwächen und Irrtümer sind Bedingungen des inneren Wachstums, wenn wir uns von unserem Gespür korrigieren lassen. Es zeigt uns immer, welcher Weg der für uns richtige bzw. falsche ist. Aber leider vertrauen wir unseren Erfahrungen oft weniger als den vielfältigen eigenen und fremden Einflüsterungen. Das ist eine Schwäche, aber auch die gehört mit dazu.

3 Kommentare

  1. StefanieFrank

    Fehler als Teil des Weges? Was, wenn wir an den Folgen unserer Fehler wirklich Schaden nehmen? Ist es die Reue, die uns Gott näher sein lässt oder die Resignation? Wahrscheinlich individuell verschieden, aber ich kann dieses Näherwachsen nicht fühlen.

    • ro2306kl

      Liebe Stefanie,
      vielen Dank erstmal für deinen Kommentar, der erste, der sich auf den Inhalt bezieht. Das freut mich.
      Nun zu meiner Antwort:
      Ich oder andere haben immer Schaden an meinen Fehlern genommen. Und ich habe sie oft genug bereut, aber eher bei mir bzw. bei anderen als bei Gott. Gottes liebendes Auge und sein liebendes Herz sind immer dabei bei all unseren Wegen. „Er“ greift nicht ein, weil wir wirklich frei sind. Er weiß um unsere Schwächen, mehr noch, er liebt sie – mehr als alles andere an uns. Und durch diese Liebe dringt ein Licht in unsere Seele, damit auch wir alles sehen und annehmen können. Und stell dir vor, wir könnten dann unsere Unvollkommenheit und die der anderen ebenso lieben.
      Herzlicher Gruß
      Roland

  2. StefanieFrank

    Ich danke Dir für diese im wahrsten Sinne des Wortes erhellende Antwort.

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