Vielleicht gehört es zunächst zur Grundausstattung religiöser Menschen, Gott im Schönen und Guten zu erkennen. Es ist wohl menschlich, dass wir uns einen „guten“ Gott vorstellen, der uns nur offensichtlich Gutes zukommen lässt. Aber was ist gut? Wissen wir das immer unmittelbar? Das zunächst „Gute“ und Erwünschte kann sich u.U. im Lauf der Zeit als Illusion erweisen, als fixe Idee, die in Verhängnisse führt. Im anderen Fall kann es sein, dass das zunächst „Schlechte“ nach einer gewissen Zeit seine Kehrseite zeigt. In dem Abgelehnten zeigt sich möglicherweise eine Perspektive, vielleicht die Andeutung eines neuen Lebensweges. Das Falsche, Unerwünschte kann dann genau das Richtige für Menschen gewesen sein. Über Krankheit und Leid kann sich unter Umständen ein Sinn offenbaren, der sich ohne diese Schicksalsschläge nicht zeigen konnte.

Es ist eine Erfahrung vieler auch religionsferner Menschen, dass in schwierigsten Situationen die Annahme eines zunächst abgelehnten Lebensumstandes der erste Schritt in neue Lebensabschnitte ermöglicht. Mit der allmählichen und meist nur schrittweisen Annahme des „Schlechten“ beginnt so etwas wie Integration. Das vorher von mir Abgelehnte wird Schritt für Schritt Teil meines Selbst. Und ich komme dann womöglich von meiner Warumfrage zu der des Wozu. Wozu könnte das gut sein, was mir widerfährt? Und die Antwort auf diese Frage lässt unter Umständen lange auf sich warten. Sie braucht einen “Erwartungshorizont“, der in einer noch nicht erkennbaren Sinnhaftigkeit aufgehoben ist. Der sich aber allmählich aufhellt und einen Sinn offenbart, der zum „Guten“ führen kann. Es kann mir zum Guten dienen, wenn ich erkenne, dass mein Scheitern oder meine körperlichen Blessuren oder andere Schicksalsschläge, einen Weg öffnen, der sich ohne diese Verwerfungen nicht zeigen konnte. Und wer oder was hat mein Leben durch diese Leiden zu meinem jetzigen Punkt der Erkenntnis geführt? In der Religion nennen wir diese Weisheit „Gott“. Aber was für ein Gott ist das? Der Gute (?)(!); der Wahre (?)(!); der Herausfordernde (?)(!); der bedingungslos Liebende (?)(!)…