In seinem Roman „Schweigen“ thematisiert Endo Shusako auf historischer Grundlage die Christenverfolgung zwischen dem 17. Und 19. Jahrhundert in Japan. Darin eingewoben ist die Geschichte der beiden Missionare Pater Sebastiao Rodriges und Pater Francisco Garpe, die ihren verschollenen Lehrmeister suchen sollen. Zudem möchten sie der grausam verfolgten Minderheit der Christen in Japan beistehen. Pater Rodrigo wird schließlich gefangen genommen und muss mit ansehen, wie die bäuerlichen Christen, die er eigentlich schützen wollte auf unerträgliche Weise gefoltert werden. Man macht ihm ein Angebot: wenn er seinem Glauben abschwört und dabei mit seinen Füßen auf ein Christusbild tritt, kann er sich und die bedrängten Christen retten. Den schweren inneren Kampf schildert Shusako in einem Abschlusskapitel:
“Oh“, zitterte der Priester. „Dieser Schmerz!“
„Es ist nur eine Formalität. Was gilt so eine leere Geste denn!“ drängte der Dolmetscher aufgeregt. „Es genügt, wenn du der Form halber darauf trittst.“
Der Priester hob den Fuß. Er fühlte in den Beinen einen dumpfen, schweren Schmerz. Das war nicht nur eine Geste. Er selbst trat jetzt auf das, was er in seinem Leben für das Schönste gehalten und an das er als das Reinste geglaubt hatte, auf das, was alle Träume und Ideale der Menschen erfüllt. Wie dieser Fuß schmerzte!
Tritt nur auf mich, sagte der Herr auf der Kupferplatte zum Priester. Tritt nur auf mich! Ich kenne die Schmerzen deiner Füße. Tritt nur! Um von euch getreten zu werden, wurde ich in diese Welt geboren, um eure Schmerzen zu teilen, nahm ich das Kreuz auf die Schultern.
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