Bericht eines spirituell orientierten Menschen:

„Was mich seit längerem beschäftigt, ist, dass ich mich in meinem Leben zeitweilig in Lebenssituationen befand, die ich in biblischen Geschichten beschrieben bzw. erzählt finde. Ich habe schon mehrmals erlebt, dass eine schwierige Lebenslage von mir nur durchlebt werden konnte, wenn ich die Symbolik dieser Lebenslage in einer entsprechenden biblischen Geschichte erkannt und danach bewältigt habe. Vielleicht muss ich es noch genauer sagen: wenn ich erkannt habe, dass ich soz. Teil dieser Geschichte bin, weil sie sich im Jetzt meines Lebens ereignet. (Das erinnert mich an eine Definition von Mythos als „das, was niemals war und immer ist“). Ich war z.B. zweimal im Abstand von einigen Jahren quasi in der gleichen lebensbedrohlichen Situation, in der mein diese Situationen begleitendes inneres Thema identisch war. Gleichzeitig drängte sich in mir die Jonageschichte auf. Ich kann sogar sagen, sie nervte mich so, dass ich sie loswerden wollte. Aber sie ließ sich nicht abschütteln. Ich erkannte irgendwann, dass mein Thema das Thema Jonas war, nämlich der Widerwille gegenüber einem inneren Ruf. Aber das Erkennen reichte nicht, um aus der Geschichte und aus meiner Situation herauszukommen. Ich musste den Weg zur Verwirklichung dieses Rufs gehen. Ich wollte das aber nicht, weil ich meinen Beitrag dazu als zu gering erachtete und mir den Weg dahin nicht zutraute Aber es kam dazu, dass ich dann doch auf diesen Ruf hörte und erste Schritte diesem Anruf folgend ging. Dann merkte ich, dass sich etwas zu erfüllen begann, was ich tief im Herzen wohl immer schon wollte. Und ich merkte, dass sich mit jedem Schritt auf diesem Weg der nächste Schritt von selbst zeigte und einfügte. Dann, mit der Verwirklichung meines tiefen Wollens, verschwand die Jonageschichte aus meinem inneren Themenkatalog. Das gleiche erlebte ich u.a. mit einem Psalm und mit einer Situation Elias aus dem 1. Buch der Könige.
Bedeutsam ist für mich, dass diese biblischen Situationen, Aspekte, Geschichten lebensleitend waren ab dem Moment, als ich sie an mich gerichtet bzw. für mich geschrieben betrachtete. Und bedeutsam ist mir, dass die mit den schwierigen Lebenssituationen verbundenen angstbesetzten Symptome verschwanden. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt.

Ich möchte noch etwas ergänzen. Ich bin, obwohl ich es erlebt habe, nicht der Akteur in diesen Geschichten. Weil ich mich gerade scheue, die religiöse Sprache zu gebrauchen, drücke ich es so aus: Der Regisseur ist handlungsleitend“.