Neben den vielen behandlungsbedürftigen und -fähigen Krankheiten – nebenbei: es ist ein Segen, dass uns vielfältige und hochqualifizierte medizinisch-therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung stehen – gibt es welche, die sich jeder Form von Behandlung entziehen. Sie widersetzen sich entsprechenden Maßnahmen sogar, indem sie ihre Symptomatik bei Therapieversuchen verstärken. Weder medizinische noch psychologische noch sonstige Eingriffversuche können etwas zur Verbesserung beitragen. Im Gegenteil, sie verschlimmern die Krankheit. (In eine Abwärtsspirale kann man dann geraten, wenn die verstärkte Symptomatik weitere Behandlungsversuche zu erfordern scheinen deren Umsetzung dann wiederum die Symptomatik antreibt.) Erst wenn wir kapitulieren und realisieren, dass wir und die entsprechenden Fachleute mit allen bekannten Verfahren ohnmächtig bleiben und dies akzeptieren kann eine Veränderung eintreten. Dann nämlich öffnet sich eine Tür und wir dürfen einen Blick hinter das Offensichtliche dieser Krankheit werfen. Es kann dann sein, dass wir erkennen, dass alles nicht stimmt, was wir über diese Krankheit zu wissen glauben. Weder vermutete Ursachen und Krankheitsfaktoren noch befürchtete oder erhoffte Zukunftsprojektionen basieren auf einem realen Fundament. Sie lösen sich in Nichts auf, wenn wir die Natur dieses „Wissens“ als Gespinste erkennen. Diese Gespinste beziehen sich auf die Vergangenheit und auf die Zukunft, aber sie blenden das Gegenwärtige aus. Und die unmittelbare Präsenz ist das Spielfeld aller Kräfte, Wirklichkeit geschieht nur hier. Wenn es uns gegönnt ist, mit dem Bewusstsein in der Gegenwart zu bleiben, können wir das Zusammenwirken von Symptomen, Gedanken, Gefühlen und Lebensumständen unvermittelt wahrnehmen. So kann es dann z.B. sein, dass wir erkennen, dass die Symptomatik bei bestimmten Gedankengängen virulent wird. Oder ein starkes Gefühl signalisiert uns, einen bestimmten Weg nicht weiter zu verfolgen. Oder wir gelangen zu einer subtileren Wahrnehmung (Buddhi) der inneren Gegebenheiten. Wie auch immer, wenn wir in der Gegenwart bleiben und nicht eingreifen kann es sein, dass wir eine neue Spur erkennen, die uns einen Weg aus der Krankheit zeigt. Mehr noch, die uns eine Spur ins Leben zeigt, die wir ohne diese Krankheit nicht finden konnten und könnten. Voraussetzung ist und bleibt aber zunächst, dass wir die Symptomatik annehmen und bereit sind, den damit verbundenen Schmerz zu spüren.