…ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
Gute Vorsätze haben nämlich die Tendenz, sich zu kleinen „Teufelchen“ zu entwickeln, die das so gut Gemeinte gekonnt hintertreiben können. Die Fastenzeit ist gut geeignet, auf diesem Weg zu gehen. Dann nämlich, wenn wir Fasten als äußere Verzichtsaktionen begreifen, die uns zu einem besseren Menschen machen oder, wie es heute heißt, optimieren sollen. Gesellschaftlich gesehen sind diese Vorhaben „wunderschön“, wie es in der Bachkantate des heutigen Sonntags heißt, „von außen ist sie Gold“. Und diesen Goldweg gehen viele Menschen anscheinend auch auf spirituellen Pfaden.

Natürlich kann es gut sein, Verzicht zu üben, damit wir uns unserer Abhängigkeiten bewusst werden. Es besteht aber die Gefahr, dass Verzichtsübungen zu einem Selbstzweck mutieren, der auf „Erfolg“ und „Optimierung“ beruht. Dann zeigen sich solche Übungen als „leerer Schatten“, weil sie auf der Fiktion beruhen, dass es ein „Selbst“ gäbe, das optimiert werden könnte. Und damit stiegen wir – in der Sprache der Sonntagskantate – in ein „übertünschtes Grab“.

Wie sollte ich auch durch ein solches Erfolgsprogramm von meiner Lebensangst geheilt werden oder Liebe und Barmherzigkeit erlernen? Gibt es dafür einen Trainingsplan? Und führt uns der Erfolg dorthin? Eine Fastenübung könnte demgegenüber sein, sich solcher Programme und den damit verbundenen guten Vorsätzen zu entledigen. Das wäre möglicherweise ein weiter führender Verzicht.

Fastenzeit kann gerade auch bedeuten, in der Wüste des eigenen Ichs zu verweilen und dort meinen Optimierungsversuchen und gut gemeinten Vorsätzen, meinen kleinen Teufelchen, zu begegnen. Die mich größer und bedeutender machen wollen, als ich bin und mir unbegrenzte Möglichkeiten zusprechen. Fastenzeit kann bedeuten, sich auf die Einflüsterungen all dieser Egostimmen nicht mehr einzulassen und jenes „Licht“ zu suchen, dessen Strahlkraft erhellt und wandelt. Damit ich erkennen möge, wer ich bin und wozu ich da bin.
Vielleicht kann ich es noch nicht sehen, weil ich Programme absolviere, denen ich blind folge.

(Angeregt durch die Kantate BWV 54)