Du gehst wie schon so oft auf eine dieser Türen zu. Sie sind alle groß und prächtig. Vor diesen Türen stehen Menschen, die dich herbeiwinken. Sie preisen ihre Angebote an. Verlockend, wie immer verlockend. Du gehst hinein, und wieder ist hinter der Tür nichts als Leere und Abgrund. Und wenn du weiter gehst, fällst du. Aber du weißt nicht, warum. Warum falle ich schon wieder? Warum gehe ich auf diese Türen zu. Was suche ich?

Nach vielen vergeblichen Flugversuchen wirst du das Bild von der anderen Tür nicht mehr los. Du bist oft an ihr vorbeigegangen. Hast sie nicht beachtet, die Tür am Wegrand und den, der davor stand. Er hielt nur seine Hände auf, so als wollte er dir etwas abnehmen. Zum ersten Mal gehst du nicht mehr an dieser Tür vorbei, du gehst zu ihr hin. Er steht immer noch da mit seinem offenen Blick und seinen geöffneten Händen.

Die Tür ist schmal, du passt nicht durch. Du legst deine Kleider ab, aber sie ist immer noch zu schmal. Du gibst dein letztes Hemd, alles was du hast, aber du passt noch nicht hindurch. Er will nicht deine Kleider und nicht deinen Besitz. Du ahnst, was er will. Nein, das nicht, das ist zu viel. Du hast es eigentlich immer schon geahnt, was du abgeben müsstest. Du hast deine Last damit, aber du hängst so daran.

Wie es geschehen ist, weißt du dann nicht mehr. Er hat es genommen, oder du hast es ihm gegeben, irgendwann ihm in die Hände gelegt. Dafür sind diese Hände da. Ja, das ergibt einen Sinn.

Und als du durch die Tür gegangen bist, drehst du dich noch einmal um. Aber die Tür ist nicht mehr da. Wo ist sie, und wo ist er?

War das die Tür des Todes, oder die des Lebens?

Wieso bekomme ich das, was ich abgegeben habe so ganz anders wieder?

R.K. 1997