Die Auferstehung Christi mit dem „leeren Grab“ physisch und naturalistisch beweisen zu wollen bedeutet, die Bildworte heiliger Texte ins Vordergründige zu verlagern und damit zu banalisieren. Der katholische Theologe Eugen Biser, der die christliche Religion wesenhaft in der Mystik verortet, zeigt einen anderen Ansatz auf. Er sieht Auferstehung in erster Linie als Einwohnung in die Herzen der Menschen. Sinngemäß sagt er, mit dem Aufbrechen des Herzens Jesu im Tod am Kreuz entweicht sein Geist in die Welt und in die Herzen der Menschen, die ihn aufnehmen. Und dies geschah und geschieht jenseits von Raum und Zeit und, so die Erfahrung von Menschen, oft auch jenseits von Religion im engeren Sinne.
Wenn 2000 Jahre nach dem Tod dieses Gottgesegneten immer noch mehr als 2 Milliarden Menschen sich in ihren spirituellen Überzeugen auf ihn berufen, kann man wahrlich behaupten, dass er nicht tot ist. Physisch natürlich schon, aber sein göttlich getränkter Geist lebt weiter. In dir und mir, oft verborgen unter den Lasten des Alltags. Und manchmal im letzten Herzenswinkel, wenn wir getrieben sind von anderen Geistern und „Dämonen“, die Macht über uns gewonnen haben. Und wenn dann der jesuanische Geist durchbricht und uns von dunklen Kräften befreit, dann ist Ostern. Dann feiern wir das Fest der Auferstehung unseres „wahren Selbst“, das schon – unter mystischer Sichtweise – in uns angelegt war vor unserer Geburt und vor aller Zeit im Herzen der Welt.