Jedem Menschen ist es freigestellt (aber es liegt natürlich nicht in des Menschen Hand), erlöst zu werden oder eben nicht. Es gibt keinen Zwang, dem inneren Weg zu folgen und nach dem „Schatz im Acker“ zu suchen. Jeder kann tun und lassen, was er und sie will. Wer sich aber auf einem göttlichen Pfad geführt erlebt, wird irgendwann vor einem Scheideweg stehen: Ist das, was ich tue oder lasse in Übereinstimmung mit dem, was ich als mein inneres Wesen erkannt habe? Lebe ich das, was ich liebe? Passt mein Handeln zu den Erfahrungen und Erkenntnissen, die ich auf meinem geheimnisvollen, mystischen Weg gewonnen habe?
Menschen werden auf diesem Pfad aus der Versklavung der Selbstbezogenheit in ein Leben der inneren Freiheit geführt. Sie müssen sich nicht mehr um sich selbst sorgen, weil die Angst sich ihrer nicht mehr bemächtigen kann. Sie erleben vielleicht auch eine gesegnete Verbindlichkeit, also eine Verbindung zu „Gott“ und einem größeren Ganzen.
Und dieses Erleben und Erfahren, so die Erfahrung vieler Mystiker und Gottsucher, tendiert immer mehr zur Integration in das Handeln und Tun: Sie wollen und können nur noch das tun, was zu ihnen und ihrer spirituellen Lebensgeschichte passt.
Diese „integrierte Aktion“ ist nicht auf die Welt des Religiösen bzw. der Spiritualität beschränkt. Es gibt, mystisch betrachtet, die Trennung zwischen der weltlichen und der spirituell-religiösen Sphäre nicht. Wenn jemand entgegen den elterlichen Wunschvorstellungen Maurer oder Automechanikerin werden will, steht er bzw. sie ebenso vor einer Frage der Berufung wie jemand, der gegen den Zeitgeist Priester oder Pastorin werden möchte. In beiden Fällen geht es darum, dem inneren Ruf zu vertrauen und ihm gegen Widerstände zu folgen. Und wenn Menschen das zunächst nicht wollen oder können werden die Lebensumstände ihnen die nichtvollzogene Integration immer wieder als Thema servieren – solange, bis sie es wollen bzw. können.