Auf unserem Lebensweg können wir an einen Punkt gelangen, an dem wir erkennen, dass wir dem, was wir ersehnen, durch unser Tun keinen Schritt näher kommen. Und mögen wir auch das Beste und Edelste anstreben, unser Wirken bleibt leer und wirkungslos und führt immer mehr in die Enttäuschung. Während wir in früheren Zeiten durch unsere Aktivitäten Erfolg und Bestätigung erfahren durften, erleben wir jetzt unsere eigene Ohnmacht. Erfolg und Bestätigung haben uns in vorherigen Lebensphasen gestärkt und die eigene Identität mit begründet. Die Ohnmacht aber ist kein positiv besetztes Modell und selten identitätsstiftend. Aber sie ist „jetzt“ – im Nachhinein gesehen – notwendig, damit wir einem anderen Impuls, einer anderen Spur nachgehen können. Und diese Spur zeigt sich oft erst in der Vergeblichkeit aller Bemühungen und im Leid. Ich erahne nämlich, dass kein Weg daran vorbei geht, meine gesamte Existenz einer Instanz zu übergeben, von der ich vielleicht noch nicht einmal wissen kann, ob sie existiert. Ich müsste mich im blinden Vertrauen darauf verlassen, dass mir mit dieser Übergabe gegeben wird, was ich wirklich brauche. Ich müsste meine intellektuellen Einwände und inneren Widerstände hinten anstellen und loslassen, woran ich mein Leben bisher festgemacht habe.

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13)

Wer im christlichen Glauben zu Hause ist kann mit seiner Lebensübergabe auf den – allem vorausgehenden – Liebesakt Gottes liebend antworten.
Wem keine aus der Religion begründete Antwort möglich ist, überlässt sich soz. dem leeren Raum. Er ist im mystischen Sinn ein Prophet des Nichts. In seiner Gottlosigkeit ist er aber existenziell dem näher, der, am Kreuz hängend, in seiner Gottverlassenheit seinen Gott anschreit. Es sei denn, die Gottverlassenheit betrifft, wenn es darauf ankommt, jeden.