Es gibt Lebensprozesse, die nicht nur nicht zu einem gewünschten Ziel führen. Sie laufen gerade auf ein Scheitern zu trotz oft größter Anstrengungen, gerade eben dieses Scheitern zu verhindern. Dann ist uns dieses Scheitern – ebenso wie in anderen Zeiten der Erfolg – zugedacht. Es scheint so zu sein, dass wir auch das Scheitern und die Vergeblichkeit lernen müssen, um ganz Mensch zu werden.

„Hast du jemals etwas so bildschön zusammenbrechen sehen?“ sagt Alexis Sorbas im gleichnamigen Film, nachdem sein großes Seilbahnprojekt zusammenkracht. Diese heitere Gelassenheit von Sorbas ist eher den wenigsten Menschen gegeben. Aber wir alle kennen Scheitern und Vergeblichkeit und haben mehr oder weniger gut gelernt, es in das eigene Leben zu integrieren. Im Scheitern und in der Vergeblichkeit wachsen wir auf eine Wirklichkeit zu, die größer ist als wir selbst. Nennen wir sie Gott, Brahma, Dao oder Essenz, oder lassen wir sie namenlos. Sie ist da in allem, so auch in uns. Und sie führt uns genau dorthin, wo es etwas zu lernen gibt, mag es uns gefallen oder nicht. Sie ist das eigentliche Subjekt und befreit uns mit diesem Zugeständnis von der menschlichen Hybris, alles bewirken zu können. Und indem wir uns nicht mehr mit unseren Können und Versagen identifizieren, führt sie uns zu befreitem Tun.

Vielleicht ist gerade dies die menschliche Ursehnsucht, dass sie in uns neu geboren wird und wir ganz in und aus ihr leben. Und manch einem wird dies geschenkt.

Foto: Peter Helmling