Eine der schwierigsten Übungen der Einfachheit ist die des Vertrauens. Es ist leicht, zu vertrauen, wenn die Lebensumstände der Sonnenseite des Lebens zugewandt sind. In Zeiten der Not, der Verwirrung und des Schmerzes ist der Raum des Vertrauens aber auf ein Minimum geschrumpft oder oft nicht mehr wahrnehmbar. Und doch gibt es ihn.

Das erste Vertrauen könnte dem entgegengebracht werden, was jetzt gerade ist, der Wirklichkeit so wie sie sich zeigt. Das mag gerade in scheinbar unaushaltbaren Situationen lebensfremd klingen oder abgehoben, aber das Anerkennen der Wirklichkeit heißt, sich nicht in Wunschdenken oder Illusionen zu verlieren und ist damit eine der Voraussetzungen für den Wandel zum Besseren.

Darüber hinaus ist es möglich, Vertrauen in die Gestaltungs-und Wandlungskraft des Lebens und die damit verbundenen Prozesse zu setzen. Dunkle Zeiten gehören zu diesen Lebensprozessen ebenso wie helle. Und ohne das Anerkennen und letztlich auch Vertrauen in diese dunkle Zeiten sind wir in einem inneren „Nein“ gegenüber den Wechselfällen des Lebens gefangen. Eine Grundübung für mich selbst ist deshalb ein bewusst und öfter gesagtes „Ja“ in schwierigen Situationen oder Zeiten.

Und schließlich ist es möglich, eine leitende Kraft in den Zumutungen des Lebens zu erkennen und ihr bedingungslos zu vertrauen. Diese Kraft (welchen Namen man ihr auch geben mag) führt mich immer wieder zu meinen Lebensquellen und wahren Bedürfnissen, die merkwürdigerweise oft erst in schwierigeren Lebenssituationen aufbrechen bzw. mir bewusst werden.