Hinter der plakativen Überschrift „Gebet oder Zen?“ steht die Frage, ob uns eher die persönliche Gottesbeziehung im Gebet oder die nichtgegenständliche Meditation des Absoluten weiterführt.
In der Bhagavad Gita beginnt das 12. Kapitel mit dieser Frage:
Jene Hingebungsvollen, die dich in anhaltendem Ernste verehren, und jene auch, die das Unvergängliche und Unoffenbare verehren, welche von diesen beiden haben das größere Wissen vom Yoga?

Und es gibt diese beiden Gruppen von Menschen in der Spiritualität von Religionen. Die einen suchen die von Liebe getragene Verbindung zu dem geoffenbarten bzw. inkarnierten Gott, die anderen versenken sich in das „Nichts“ des transzendenten Absoluten.
Meine Antwort ist: wir werden zu der Form der Verehrung und der damit verbundenen Einheitserfahrung gezogen, die in unserem Wesen angelegt ist. Und was in uns angelegt ist erfahren wir durch unser inneres Gespür und durch Erfahrung. Es spricht nichts dagegen, beide Möglichkeiten auszuprobieren und sich zu der Form hinzuwenden, die nach einer gewissen Zeit des Erprobens als stimmig empfunden wird. Es gibt hier kein richtig oder falsch, so wie es nicht darum geht, ob es den persönlichen Gott gibt oder die transpersonale Gottheit. Auf diese Frage gibt es theologisch begründete, aber kaum tragende Antworten. Als tragend wird sich die Form der Verehrung erweisen, die uns wesentlich anspricht, die eine innere Resonanz erzeugt und auf die wir mit unserem Leben antworten können. Dann wird es nicht mehr entscheidend sein, was wir damit erreichen. Indem wir uns hineingeben in das göttliche Geheimnis werden wir empfangen was wir brauchen, nicht, was wir wollen.

Die Antwort, welche uns die Bhagavadgita auf die Ausgangsfrage gibt, werde ich im folgenden Beitrag vorstellen.