Nach meiner persönlichen Erfahrung ist es gut, sich einen Tageszeitpunkt zu reservieren, der dem Gebet oder der Meditation gewidmet wird. Indem ich eine feste Zeit dafür einplane entziehe ich sie der Verfügbarkeit flüchtiger Kräfte oder Gedanken, die mich zu „besseren“ oder „sinnvolleren“ Tätigkeiten oder in die Zerstreuung leiten wollen.

Aber das ist sicher nicht für jeden geeignet. Für jemanden, der eine ritualisierte spirituelle Übung nicht durchführen kann oder will empfiehlt sich bei Bedarf eine offenere Form (Siehe vorheriger Blogbeitrag).
Grundlage dieser offeneren Form ist ein Text, ein Absatz, ein Satz, ein Halbsatz oder ein Wort aus der Bibel, einem Gebet oder eben auch aus einem geistlichen Liedtext (Die Taizegesänge sind dazu sehr gut geeignet.). Wichtig ist nur, dass man sich von diesem Schriftwort insofern angesprochen fühlt, als es eine innere Tröstung oder Weitung bewirkt. Nur Texte, die einen Menschen in diesem Sinne innerlich berühren haben ihm auch etwas zu sagen. Nach Ignatius von Loyola spricht in eben jenen Worten Gott zum Menschen.

Zunächst gilt es, auf die Suche zu gehen nach einem Schriftwort oder nach einem geistlichen Lied, das einen anspricht. Wenn man einen entsprechenden Text bzw. ein passendes Musikstück gefunden hat, ist es gut, sich den Text einzuprägen bzw. auswendig zu lernen. Es hilft auch immer, die ausgewählte Textstelle aufzuschreiben und sichtbar an markante Stellen in der Wohnung anzuheften. Manchmal geschieht es dann schon, dass diese Worte bzw. die mit solchen Worten verbundene Musik als innere Begleitstimme im Hintergrund des Tagesgeschehens von selbst „mitläuft“. Oder es entsteht ein Bedürfnis, das Schriftwort bewusst in den Tagesablauf zu integrieren. Dazu eignen sich besonders Situationen, die mit Wartezeiten verbunden sind oder aber auch belastende Zustände, in denen der Geist in Unruhe verfällt. Auch Zeiten von Schlaflosigkeit können damit überbrückt oder „geistvoll“ angefüllt werden.

Damit ein Text zu einem persönlichen Mantra wird ist das stete Wiederholen die Grundlage. Allerdings ist das innere Repetieren kein zwanghaftes Exerzieren, sondern eher ein sich selbst entwickelndes und bestärkendes Geschehen. Die verändernde und verwandelnde Wirkung von Mantren geht nicht von mir, sondern von dem darin gebundenen göttlichen Geist und der mit diesem in mir verbundenen Resonanz aus. Wichtig ist es auch zu betonen, dass nicht die Wiederholungshäufigkeit oder der Textumfang entscheidend ist, „sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her.“ (Ignatius von Loyola, EB 2)