Die Osternacht ist im religiösen Sinn der Übergang und die Rückkehr von der Selbstentäußerung (Kenosis) in die unvermischte Göttlichkeit (Theosis) Christi. Der entscheidende Satz dazu findet sich im Philipperbrief:“ Er war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich / und wurde wie ein Sklave / und den Menschen gleich.“
Aber warum, oder besser gefragt: wozu?
Die Antwort kommt von dem Hl. Athanasios: Christus „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht werden.“

Wenn man diesem Gedankengang nachgeht, öffnet sich ein Tor zu einem tieferen Verständnis der Osterbotschaft. Christus ist keinen Sühnetod gestorben für einen Übergott, der ob der menschlichen Sündhaftigkeit besänftigt werden muss. Sein Tod ist ein Liebeswerk. Er stirbt in menschlicher Ohnmacht und Verlassenheit, um Menschen die schon gegebene Hineinnahme in das göttliche Leben aufzuzeigen.

Aber obwohl wir soz. von Gott aus schon hineingenommen sind in sein Reich der unbedingten Liebe, sind wir von uns aus noch nicht dort, wo wir das glauben und erfahren können. Und deshalb ist der exemplarische Weg Jesu oft auch unser Weg. Auch wir gehen durch unser Scheitern, durch unsere Ohnmacht, durch Leid und Verlassenheit zu dem Punkt des Wandels. Wir gehen den Weg von unserem isolierten Selbst in das wahre, große Selbst – wenn nicht im Leben, dann im Tod. Indem wir uns und alles, was wir haben, hineinziehen lassen in diese unbedingte Liebe Gottes, wird unser isoliertes Selbst aufgehoben und wir erkennen und erfahren unser Hineingenommensein in das göttliche Leben (Theosis) und seine Unsterblichkeit.

Gott „spricht“ zu uns nicht mit einem moralischen Anspruch: Werde rein und sündenfrei, dann kannst du zu mir kommen. Seine Sprache ist die eines Zuspruchs: Du bist schon immer bei mir, mit mir und in mir, du bist göttlich.

Frohe Ostern!