Die Geistkräfte im Menschen

Das christliche Pfingstfest feiert die Geistkraft, den „Heiligen Geist“, als dritte „Person“ der göttlichen Trinität. Abgesehen von den gemeindlichen Bezügen und Mitvollzügen dieses Festes gibt es auch einen Bezugsrahmen persönlicher Art, der die Offenbarung auch überindividueller Geistkräfte erlebbar werden lassen kann. Damit meine ich das Schreiben. Ich möchte das persönliche Schreiben, z.B. in Form eines Tagebuches, empfehlen, besonders in Zeiten von Unklarheit, Krankheit und Leid.
In uns gibt es, besonders in schwierigen Zeiten, viele Stimmen, die wild durcheinanderreden und uns oft verwirrt oder leidend zurück lassen. Diese Stimmen oder „Geister“ haben unter Umständen eine große Macht, uns und unser Verhalten zu leiten, oft eher ins Negative als ins Positive.

Als ersten Schritt empfehle ich in Zeiten der Unklarheit das unzensierte Aufschreiben all der Aspekte und Gedanken, die im Geiste auftauchen, herumschwirren oder oft fast unaufhörlich um eine Problematik kreisen. Wichtig erscheint mir, dass auf dieser Stufe keine Wertung und noch keine Präferierung der Aspekte vorgenommen wird. Alles darf sein, nichts ist „falsch“ oder „richtig“.
In einem weiteren Schritt wende ich mich bestimmten Aspekten zu und erspüre ihre leibliche Resonanz beim Aufschreiben oder Erwägen. Manche Aspekte werden sich als innere Verengung oder in Form von Unruhe bemerkbar machen. Andere führen zu einer Weitung des Blicks, oder zu einer Aufhellung der Stimmung und der Gefühlslage. (Manche Aspekte gar kommen aus der Tiefe der eigenen Persönlichkeit als sprachlich noch ungeformte Anteile des sog. „Wahren Selbst“. Dazu vielleicht später mehr.)
Dann wende ich mich schriftlich und bestätigend einem aufhellenden, tröstenden oder weitenden Aspekt zu, denn diese sind es, mit denen wir einen neuen Entwicklungsschritt gehen können. Sie sind Angebote des göttlichen Geistes in mir. Ihnen darf ich vertrauen. Wenn ich in mir keine erhellenden Aspekte erkenne, suche ich mir welche z.B. in der Musik oder in geistlicher Literatur. Wenn ich wirklich suche und auch darum bitte, werde ich zu der auflösenden und manchmal erlösenden Geistkraft geführt.
In manchen Fällen werden diese weiterführenden Angebote möglicherweise aber von anderen Anteilen in mir, von den sog. „Abergeistern“, in Frage gestellt oder abgelehnt. Die Wirkmacht der verneinenden und auch verführenden Kräfte kann sehr groß sein, vor allem, wenn sie als Autoritätsstimme im Lebensvollzug gewachsen ist. Dann ist es in einem letzten Schritt wichtig, sich bewusst für die Lebensrichtung zu entscheiden, die mit den aufhellenden Aspekten verbunden ist, diese dann ggf. zu verschriftlichen und vor allem ins Leben zu übertragen.