Weihnachten als Symbol ist die Erinnerung an die Geburt des Gottmenschen Jesus Christus. Weihnachten als Geschehen ist der Auftrag, die im eigenen Leben geschenkte Erfahrung göttlichen Ursprungs und göttlicher Wirkkraft weiter zu geben.

Als Christen sind wir Zweige am Weinstock Christi, der aus der kosmisch-göttlichen Mutterwurzel (des „Vaters“) hervorgegangen ist. Aber auch wir sollen neue Frucht bringen und neue Zweige mit Früchten gebären, die aus dem göttlichen Wurzelwerk getränkt werden. In uns, so eine mögliche menschliche Erfahrung, wird Gott geboren. Aber, und das sagen uns die großen Meister, wir selbst sind auch Gottgebärende, wenn wir das göttliche Licht und die göttliche Kraft weitergeben. Dies ist auf vielfältigen und nicht nur spirituellen Wegen möglich. Mit unserem gesellschaftlichen, kulturellen, religiösen und politischen Einsatz zum Wohl des Lebens sind wir Mitschöpfer an der Neuschöpfung der Welt – jeder auf seinem Platz mit den individuell begrenzten Möglichkeiten. Indem wir Frucht bringen und unser Sein und Handeln Nahrung für andere ist bringen wir auf unsere Art den schöpferischen und lebensspendenden Geist in die Welt:

„Aus dieser Lauterkeit hat er mich in Ewigkeit geboren als seinen eingeborenen Sohn in das Ebenbild seiner ewigen Vaterschaft auf dass ich auch Vater sei und den gebäre, von dem ich geboren bin.“
Meister Eckhart