Er besaß keine andere Vorstellung von sich, als dass er Geist sei. Er war entkörperlichter, fesselloser, freier Geist. Und nicht nur das, sondern er hatte mit seinem wunderbaren Seherblick entdeckt, dass jeder Mann, jede Frau – ob Jude oder Nichtjude, ob reich oder arm, ob Heiliger oder Sünder – eine Verkörperung desselben unsterblichen Geistes war wie er selbst. Deshalb war das einzige Werk seines ganzen Lebens das, sie aufzurufen, ihre eigene spirituelle Natur zu erkennen und zu verwirklichen. Er sagte, gebt diesen abergläubischen Traum auf, dass ihr niedrig seid, dass ihr arm seid. Gebt die Vorstellung auf, dass ihr mit Füßen getretene, tyrannisierte Sklaven seid. In euch ist etwas, das niemals tyrannisiert, niemals mit Füßen getreten, niemals gequält, niemals getötet werden kann. Ihr seid alle Söhne Gottes, unsterblicher Geist. „Wisset“, erklärte er, „das Himmelreich Gottes ist in euch.“ „Ich und mein Vater sind eins.“ Steht nicht nur auf, um zu sagen „Ich bin der Sohn Gottes“, sondern wisst im Inneren eures Herzens: „Ich und mein Vater sind eins.“ Das war es, was Jesus von Nazareth gesagt hat. Er spricht nie von dieser Welt und von diesem Leben. Er hat nichts zu tun damit, außer dass er die Welt fassen möchte, wie sie ist, ihr einen Stoß versetzen und sie voran und weiter treiben möchte, bis die ganze Welt zum strahlenden Licht Gottes gelangt ist, bis jeder seine spirituelle Natur verwirklicht hat, bis der Tod besiegt und das Elend gebannt ist.
SWAMI VIVEKANANDA, Aus: VEDANTA-HEFT 4, 2010 VEDANTA-ZENTRUM WIESBADEN

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