Über „Gott“ kann man nur in Negation sprechen. Alles, was ich als „Gott“ identifiziere oder über „ihn“ sage ist mit ziemlicher Sicherheit nicht „Gott“. Aber für mich gibt es eine Ausnahme: „Gott ist Geist“(Joh 4,24). Und diese Aussage aus dem Johannesevangelium halte ich für wahr.
Natürlich, die Transzendenz Gottes (im Christentum: des Vaters) ist unfassbar. Sie entzieht sich allen sinnlichen und gedanklichen Zugängen. Niemand kann sich diesem Geheimnis so nähern, dass es in Worte gefasst werden könnte. Insofern ist jedes Wort und jede diesbezügliche Aussage falsch. Und man tut gut daran, „Gott“ nicht zu definieren oder seinen vorgeblichen Willen zu verkünden.
Was ich von „Gott“ wahrnehmen kann ist also nicht sein Wesen. Aber seine Geistkraft, seine Energie, die sich in alles Lebende inkarniert hat und alles Lebendige durchströmt, ist von jedem Menschen potenziell wahrnehmbar. Mit dem inneren Gespür ist es Menschen möglich, dieses Strömen der Lebensenergie wahrzunehmen, in meditativen Formen der Versenkung oder des Gebetes, oder beim Musizieren z.B., oder beim Nach-Innen-Spüren. Wir überschreiten auf diesem inneren Weg die Grenzen des „nous“, der wertenden Vernunft, und betreten dann den sog. Herzensraum, in dem diese göttliche Quelle sprudelt.
Auch, wenn uns dies als Menschen möglich ist, so bleibt der Kontakt mit dieser Geistkraft, insofern sie sich als solche offenbart, gnadenhaft, also letztlich unverfügbar.

Aber selbst Menschen, die mit der Geistkraft in Verbindung zu stehen scheinen müssen immer wieder der Versuchung widerstehen, diese Kraft zu übergehen bzw. zu „überhören“ und anderen Kräften den Vorrang zu geben. Sie müssen die Gabe der Unterscheidung lernen und sie stetig weiterentwickeln, denn die Einflüsterungen der gut getarnten Verfügungskräfte nehmen mit dem Grad des spirituellen Reifens wahrscheinlich eher zu als ab. Insofern kann sich wohl niemand rühmen, von der Geistkraft geführt zu werden. Dies lehrt die Demut, die ständige Gefährtin der Geistkraft.