„Die erste Form der „Mystik“ eines befreienden Gehorsams besteht in der Fähigkeit, nach innen zu hören: auf die Traumpoesie der Bilder der Nächte, auf die feinen Gefühlsschwingungen am Tage, auf die vielfältigen Signale der Körpersprache – auch und gerade in ihnen: in den Vorstellungen spontaner Phantasie, in den Regungen des Herzens, im Rauschen und Pulsieren des Blutes redet Gott zu uns, und diese große Symphonie der Schöpfung, an der wir teilhaben als Mitgeschöpfe dieser Welt und zugleich als Wesen, die imstande sind, in ihrer Unvertauschbarkeit und Individualität diesen Gesang der Welt um eine Stimme, eine Tonfolge, um eine Melodie zu bereichern, die einzig wir in ihr anzusingen vermögen, wenn wir auf die Stimmung und Gestimmtheit des eigenen Ichs zu hören lernen -, dieser schweigende und jubilierende Gesang des Daseins ist die erste Weise Gottes, zu uns zu reden, er ist der ferne Nachhall der Schritte Gottes, als der Allmächtige nach der Hitze des Tages in der Abendkühle im Garten der Welt an der Seite des Menschen sich zu ergehen und zu erfreuen pflegte (Gen 3,8) und es ist die letzte Weise der Gottesrede, die zu vernehmen wir wieder erlernen müssen, wenn je das „Werk“ der „Erlösung“ an sein Ziel gelangen soll“.
Eugen Drewermann, Kleriker
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