Es gibt zwei innere Bilder, die in der schwierigsten Phase meines Lebens in mir aufgetaucht sind und die wegweisend waren.

Das eine Bild ist das der Quelle, die in meiner Leibesmitte entspringt und mir Lebenskraft spendet. Mit meinem inneren Auge konnte ich aber sehen, dass meine Quelle verstopft war. Sie konnte ihre Lebensenergie nicht mehr frei ausspenden, weil der Quellgrund verdeckt war. Und auf dem Quellgrund lagen die Bruchstücke meines Lebens. Aber ich konnte sie nicht wegräumen, das lag nicht in meiner Macht. Es brauchte einen inneren „Quellmeister“, der wusste wie und in welcher Reihenfolge die Bruchstücke beseitigt werden konnten. Und dieser sich mir zur Verfügung stellende Quellmeister war Jesus.
Es war nicht so, dass ich dem Quellmeister soz. innerlich zuschauen konnte. Aber ich spürte, dass das Jesusgebet und die darin gesprochenen Worte mit meiner Erlaubnis verbunden waren, dass er die Quellreinigung vornehmen konnte. Das konnte nur er, meine Quelle frei machen und zum Fließen bringen; was ich lediglich konnte, war das Gebet regelmäßig zu sprechen. Aber das reichte. Dieses Bild begleitete mich in einem größeren Zeitabschnitt.

Und das andere, spontan erschienene Bild ist das des Magneten. Über diesem Magneten, wohl  auf einer Glasplatte, befanden sich Metallsplitter, die ungeordnet da herum lagen. Der Magnet war kraftlos, nicht magnetisch; er konnte die Metallteile nicht anordnen. Dieser Magnet, so meine spätere Einsicht, war mein inneres Kraftzentrum, und die Metallteile waren meine Lebensanteile. Ich hatte mich verausgabt mit meinen Selbsterlösungsstrategien und Instrumentalisierungsversuchen und in meinem Kampf gegen die göttliche Lockung. Auf dem Boden dieser, meiner Ohnmacht geschah der Wandel. Ich wollte nur noch eines (was ich lange Zeit unbedingt vermeiden wollte), mit diesem Jesus in Beziehung treten und nichts mehr damit erreichen. Mein Herz war rein, wie danach nie mehr in meinem Leben. Das Gebäude meines Kosten-Nutzen-Denkens zerbrach. Und dann konnte ich es von innen her wahrnehmen: der Magnet bekam Kraft und ordnete alle Teile meines Leben genau in das Muster, von dem ich wusste, dass es so sein musste. Ich war fortan frei und spürte eine Kraft, die ich vorher nicht kannte. Ich weiß heute nicht mehr, welches der Bilder wann auftauchte. Wahrscheinlich überschnitten sie sich. Vielleicht habe ich auch Aspekte im Nachhinein hinzu gedeutet oder sogar Bild mit Deutung vermischt. Aber ich weiß, dass sie mir gegeben wurden, damit ich sehen und glauben konnte, was mit mir geschah.
Jetzt mag man als Leser dieser Zeilen vielleicht auf die Idee kommen, dass man selbst nicht veranlagt ist, solche Bilder – im wirklichen Sinn des Wortes – wahr zu nehmen. Ich wusste auch nicht, dass das mir so geschehen konnte; es geht auch nicht darum, dass bestimmte Erfahrungen von anderen Menschen genau so erlebt werden müssen. Ich glaube, dass jedem Menschen in einer existenziell schwierigen Lebenssituation und auf der Suche nach Gott Zeichen gegeben werden, die vielleicht auch nur dieser eine Mensch lesen kann. Der göttliche Geist ist kreativ und gibt jedem Menschen das, was er auf- und annehmen kann.